Suchtprobleme


Die Entwicklung einer Sucht ist ein oft jahrelanger Prozess, bei dem vielfältige Faktoren zusammenwirken, umweltbedingte, soziale, familiäre, persönliche und bio-chemische.
Man unterscheidet stoffgebundene Süchte (Alkohol, Drogen) und stoffungebundene Süchte (Internet, Glücksspiel, Kaufsucht).
In allen Fällen kommt es zu einer Toleranzentwicklung, d.h. man verträgt immer mehr und man braucht immer mehr vom Suchtmittel / vom Suchtverhalten, um die entspannende Wirkung zu haben und um sich gut zu fühlen und um negative Gefühle, Stress, Konflikte oder Langeweile nicht mehr zu fühlen.
Andere Möglichkeiten, mit negativen Gefühlen umzugehen oder Stress und Konflikte zu handhaben, werden nicht erlernt oder nicht mehr angewendet. Andere Verhaltensweisen, um sich zu entspannen oder Spaß und Gemeinschaftserlebnisse zu haben, werden immer seltener ausgeführt, Hobbys und Freizeitaktivitäten werden zunehmend vernachlässigt. Es wird nur noch auf das Suchtmittel / das Suchtverhalten zurückgegriffen.
Aus dem Missbrauch entsteht im Laufe dieses Prozesses Abhängigkeit. Diagnostisch kann beides voneinander unterschieden werden.
Die Folgen von Sucht sind schwerwiegend und zerstörerisch.
Der Körper und die Gesundheit werden geschädigt, die sozialen Beziehungen zu Familienangehörigen und Freunden nehmen Schaden, es kommt zu Problemen am Arbeitsplatz, es kann zum Arbeitsplatzverlust und zu massiven finanziellen Problemen kommen. Selbstwert geht verloren, Selbstverachtung und Schuld- und Schamgefühle entstehen. Für Interessen und Freizeitbeschäftigungen fehlt die Kraft. Einzig das Suchtmittel / das Suchtverhalten und eventuell das Verbergen der Suchterkrankung sind wichtig.

So wie der Weg in die Sucht ein Prozess ist, ist auch der Weg aus der Sucht ein Prozess. Es braucht Mut, Geduld und ein „Dranbleiben“ am Problem.
Je nach Schwere der Erkrankung kann nach der körperlichen Entgiftung (bei stoffgebundenen Süchten) eine stationäre Therapie notwendig werden.
Nach einer stationären Therapie ist weitere therapeutische Unterstützung wichtig (Nachsorge), sowie die Unterstützung in einer Selbsthilfegruppe.
Eine ambulante Therapie ist möglich, wenn die Sucht noch nicht so weit fortgeschritten ist und die betreffende Person während der Therapie weitgehend suchtmittelfrei leben kann, während sie neue Verhaltensweisen erlernt.

Bei der Therapie geht es darum, neue Ressourcen zu entwickeln und neue Verhaltensmöglichkeiten zu entdecken. Zum Beispiel einen neuen Umgang mit Stress und Konflikten zu erlernen oder sich besser abgrenzen zu lernen. Der Abbau von Scham- und Schuldgefühlen kann wichtig werden und der Aufbau von Selbstwertgefühl.

Sich ein neues suchtmittelfreies Leben aufzubauen muss nicht nur schwierig und anstrengend sein, sondern kann auch spannend und schön sein, sagen Betroffene.